Ein Pionier der Sägewerks-Technik: Leonadro da Vinci

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Leonardo da Vinci – Pionier der Sägewerkstechnik

Begibt man sich auf die Suche nach der frühesten bildhaften Darstellung kurbelgetriebener Sägemaschinen, dann führt die Spur zu Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) und zu Francesco di Giorgio Martini (1439 bis 1502), einem großen Baumeister und Ingenieur. Das Wirken der beiden fiel in die Blütezeit der Renaissance.

Die von Francesco geschaffene Gatterdarstellung ist in einer Handschrift zu finden. Die Manuskripte von Francesco di Giorgio Martini enthalten viele Gedanken zu Maschinen, Waffen und Architekturen, die auch in den frühen Handschriften Leonardos zu finden sind. Bezeichnend ist, dass diese beiden Männer 1490 gemeinsam nach Pavia gerufen worden sind, um bei der Vollendung des dortigen Domes zurate gezogen zu werden.

Für Leonardo da Vinci war das Zeichnen „geistreicher“ Mechanismen eine Arbeitsmethode, mit der er danach trachtete, das Wesen der materiellen Welt zu erfassen. Er gab sich nicht damit zufrieden, zu erforschen, wie eine Maschine arbeitet, er wollte darüber hinaus die Ursache der Wirkungsweise herausfinden. Über das Studium der Maschinen und Mechanismen vermochte er in die Grundgesetze der Kinematik einzudringen.

Das Venezianergatter von Leonardo da Vinci – entworfen um 1480 – die älteste Darstellung des kurbelgetriebenen Sägegatters und des automatischen Klinkenvorschubs.

Sägegatter mit Kurbelantrieb erreichten die mehrfache Leistung ihrer nockengetriebenen Vorgänger. Darüber hinaus zeigte sich die Schnittfläche in wesentlich besserer Qualität.

Im Prinzip war an allen Sägegattern mit Übersetzungsgetriebe auch das Schwungrad zu finden, das mit seinem Energiespeicherungsvermögen wesentlich zur leichteren Überwindung der Totpunkte und damit zum gleichmäßigen Lauf und zur Erhöhung der Leistung dieser Maschinen mit langsam drehender Antriebswelle beitrug.

Die älteste erhalten gebliebene Darstellung eines Sägegatters mit Schwungrad, ein Entwurf von Leonardo da Vinci um 1500. Die Maschine könnte auch für den Antrieb mit Menschenkraft gedacht gewesen sein.

Beide Maschinentypen, das Stoßradgatter und das Gatter mit Getriebe und Schwungrad, existierten über Jahrhunderte in Abhängigkeit vom Standort der Sägemühlen gleichberechtigt nebeneinander.

Leronardo da Vincis Studien zu Kurbeltrieb führten zu einigen neuen kinematischen Lösungen für Gattersägemaschinen.

 Leonardo entwarf auch ebenso einfache wie zweckmäßige Vorrichtungen zum Herausbringen von Baumstämmen aus dem Wasser. Viele seiner theoretischen und praktischen Arbeiten kamen aber auch indirekt der Holzbearbeitung zugute. Studien zur Verbesserung des Wasserrades gehören ebenso dazu wie Entwürfe für den Bau von Kanälen, Schleusen, Wehren und Dämmen, von Bauwerken die für das Betreiben von Wassersägemühlen erforderlich sind.

Querförderanlage zum Herausbringen von Rundholz aus dem Wasserlager. Selbsttätige Sperrklinken verhindern das Zurückrollen der Baumstämme. (Zeichnung und Beschreibung von Leonardo da Vinci)

 Nicht nur Sägewerkstechnik

Im Schaffen von Leonardo da Vinci nahmen die Arbeiten auf dem Gebiet der Holztechnik einen nicht unbedeutenden Platz ein. Er ersann die erste Hobelmaschine und war damit seiner Zeit um 300 Jahre voraus. Er konstruierte Bohrmaschinen die für die Herstellung der damals in großen Mengen benötigten hölzernen Wasserleitungsrohre unerlässlich waren und er entwarf neue Holzdrehmaschinen mit Kurbeltrieb und Schwungrad.

Hobelvorrichtung (Skizze von Leonardo da Vinci)

Maschine mit spindelbewegtem Support zum Bohren hölzerner Wasserrohre (Entwurf von Leonardo da Vinci um 1500)

Die Mühlenbauer

Wenn sich Künstler und Ingenieure, die zu den bedeutendsten der Geschichte zählen, diesen Aufgaben immer aufs neue widmeten, dann zeugt das von der Stellung der Holzbearbeitung in jener Zeit. Zu den Schöpfern der heute vielbewunderten ersten Maschinen und Mechanismen zur Holzbearbeitung gehören ebenso die einfachen Mühlenbauer. Sie waren es, die den letztendlich alles entscheidenden Schritt der Umsetzung technischer Ideen in die Praxis zu gehen hatten. Sie mussten über ein notwendiges Maß an theoretischem Wissen verfügen. Dazu gehörten Kenntnisse über die Grundlagen der Mechanik ebenso wie über die Eigenschaften und dem Verhalten der Mühlenbauhölzer. Der Mühlenbauer musste Größe und Gestalt des Wasserrades mit der Menge und der Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in Übereinstimmung bringen.

Quelle: Historische Bilder und Texte VEB Fachbuchverlag Leipzig „Vom Steinbeil zum Sägegatter“ Finsterbusch/Thiele